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Show ! 106 Schädelform kommt grosse Verschiedenheit vor; im Allgemeinen aber fand ich die Stirn nicht mehr zurückweichend als am Europäer, ob dies gleich in einzelnen Fällen auch wieder seine Ausnahme hat. Vergleicht man die vielen Schädel auf den Begräbnissplätzen, so zeigen sich viele mit gerade aufsteigender Stirn, andere hingegen, wo dieser Theil mehr zurückweichend ist*). Ihre Haare sind lang, stark, mehr oder weniger schlicht, schwarz, doch selten so kohlschwarz und glänzend, als die der Brasilianer. Bei vielen Kindern sind sie, besonders an den Spitzen, nur dunkel braun, und auch Bradbury redet von braunen Haaren unter den Mandans**). Es giebt ganze Familien unter ihnen, wie unter den Blackfeet, wo sie grau oder schwarz mit weiss gemischt sind, so dass der ganze Kopf grau erscheint. Beispiele hierzu lieferten die Familien des Sih-Chidä und des Matö-Chiha. Der letztere war in dieser Hinsicht besonders merkwürdig. Seine Haare waren buschweise bräunlich, schwarz, silbergrau, meist aber weissgrau, und seine Augenwimpern waren gänzlich weiss, welches bei einem übrigens starken, wohlgebildeten Manne zwischen 20 und 30 Jahren einen sonderbaren Eindruck machte. Sie lassen ihre Haare lang wachsen, und verlängern sie wo möglich noch durch Kunst. Ihre Zähne sind wie bei allen Indianern am Missouri vorzüglich schön, stark, fest, weiss wie Elfenbein und gleich an einander gereiht. Sehr selten bemerkt mau in dieser Hinsicht einen Defect oder eine Zahnlücke, selbst bei alten Leuten nicht. Bei diesen nutzen sich die Zähne meist ab, sind oft kurz abgeschlif- *) Say, der im Allgemeinen eine sehr gute Beschreibung des nord-americanischen Indiens giebt (s. Major Iiongs Reisen), legt, wie es mir scheint, zuviel Gewicht auf den Character des Zuriickweichens der Stirnj denn durch Vergleichung sehr vieler Köpfe habe ich mich vollkommen vom Gregentheil überzeugt Say behauptete auch, der Gesichtswinkel falle nicht so sehr zurück, als dies Blumen hach annähme. Die indianischen Gesichtszüge sind meiner Erfahrung zufolge weder mongolisch, noch malaiisch zu nennen, welches letztere, der unverkennbaren Verwandtschaft ungeachtet, bei den Brasilianern etwas mehr ausgedrückt ist. Der gelehrte Reisende Herr Aug. de St. Hilaire nimmt bei den Brasilianern sogar eine Schädelbildung an, nach welcher diese Völker zu geringeren Geistesfähigkeiten verdammt wären (s. Voyage dems le district des diamans Vol. II. pag. 5). Der Missionär Parker 0. cit. pag. 155) spricht sich in dieser Hinsicht gänzlich meiner Ansicht gemäss aus, und d'Orbignj' bestätigt dasselbe für die Süd-Americaner, deren Schädelform er sehr verschiedenartig gebildet fand (li cit. pag. 59). *%) S. Bradbury I. cit. pag. 150. |