OCR Text |
Show 184 diesen Grabern findet, sind die schmalen, langlichviereckigen Feuersteinplattchen, welche von jenen Volkern als Messer gebraucht worden. Sie sind langlich, schmal, etwa 2 bis 2% Zoll laug, und kaum 6 Linien breit, an allen 4 Seiten sehr scharf schneidend, dabei von geringer Dicke. Mehre dieser Messer worden bei Harmony gefunden, und Herr Lesueur fand noch ein solches wahrend meines hiesigen Aufenthaltes. Merkwiirdig ist die Uebereinstimmung derselben mit den noch jetzt in Mexico vorkom.menden ganz ahnlichen Instrnmenten von Obsidian oder vulkanischem Glase, deren Herr T. Say von seiner Reise nach jenem Lande mit zunickbrachte und daniber einen Aufsatz drucken liess O). Auf der 48sten Tafel babe ich beide Arten von Steinmessem nebeneinander abbilden lassen, da sie fiir die Verwandtschaft der Urvolker des inneren Nord-America mit denen von Mexico zu zeugen scheinen, wofiir auch noch andere Griinde sprechen. Etwa 15 Meileo von Harmony am Wabasch abwarts befindet sich eine Stelle des Ufers, welche man unter dem Namen der Bone-Bank (des Kuochenufers) kennt. Der Fluss hat bier einen Hiigel theilweise durchschnitten, oder bloss gelegt, in *l Siehe Diuemlnator Jahrr;. 1881. (fol. am 2.S. Juni.) Say's Worte Iauten bier in der Uebersetzung wie folgt: ,Ee warden auch einige Pfeilspltzen und Messer von Feuer!ltein In demllelben Grabhiigel gefunden, welche aioh durohaus nicht von denjenlgen unterschleden, die man oft an der Obernache findeL Die PfeUapitzen sind jedermann bekannt, aber das Instrument, welches wahrscheinlich als Messer benutzt wurde, verdient eine genauere Betrachtung. Es ist von t 'h zu 2 1/ 4 Zoll lang, von '!.o zu 'lao eines ZoiiCI!I breit und hat zwei Sohneiden, In der Gestalt glelcht es den Obsidian- Messern der alten Aztecken oder vlelleloht mehr der Tultecken, welche wir In Menge In der Nahe der mexlcanischen Stad& Chaloo gefunden haben, und die In elner der letzteren Nummern von Slllimann's Journal abgebUdet sind. Wir ha&ben verschledene Exemplare der Feuerstein- und Obsldlan-Messer verglichen und sie 10 voll'kommen iiberelnatimmend gefunden, als aeyen ale von demselben Kiinstler gearbeitet und als es die Versobledenhelt des Materials erlaubt. Wenn wir auch nioht bestlmmen kiinnen, in wieweit diese Thatsache dazu dlenen moge, die hieroglyphlschen Nachrichten von der Wanderung der Aztecken und Tultecken von Norden naoh Siiden zu bestatlgen; so scheint sie doch die Muthmassung zu bestarken, dass die entfer~ten Vorfahren der gegenwartigen Mexicaner die Grabhiigel und Walle errichteten, die so r:ahlreich uber diesea Land verbreltet sind, und von derlln Entatehung unsere gegenwiirtlgen rothen M~nschen ~elne Tradition haben." Jene Obsldian-Messer sind iibrir;eos auch abgebildet in einem der friiheren Bande der Schriften der franziialschen Akademle • allein Ward en erwahnt ihrer in seinen Anliquittia Mexicaines nioht. Er wirft die l<'rage auf ob di; Volker des Ohlo-'fhales nicht eine Colonie d~r alten Bewohner von Palenque gewesen seyen. 'Die alten Grabhiigel aus Harmony schelneu wenig- 11. ens von ~inem verwandten Volke herzustammen. Ueber diese dunkle, aber hiiohst interessante Materle &lehe vorzugUoh Ale:11. "· Humboldt voy. au now. cont. T. III. pa,. 1~~ und Folge. 185 welchem sich eine Menge von Menscbenknochen linden, die aus dem Ufer Uberall hervor blicken. Herr Lesueur hat von dort eiueu ganzen Schadel an Blumenbach gesendet. Als einst daselbst ein alter Baum umfiel, bemerkte derselbe Beobacbter unter dessen Wurzeln ein gauzes menschliches Skelet. Ohne Zweifel ist diese Stelle ein Begrabnissplatz gewesen. So lebhaft der Beobachter es bedauert, dass er iiber diese merkwiirdigen Ueberreste der Vorzeit ohne aile Nachrichten ist, so sehr gereicht es der jetzigen weissen Bevolkerung von Nord- America zu.m V orwurfe, diese Beste vernachlassigt und ruinirt zu haben. Niemand in Harmony wusste jetzt schon mehr Auskunft iiber die Namen der indianischeu Stamme zu geben, welche zur Zeit der Anlegung dieses Dorfes die Gegend bewohnten. Einer der ersten Ansiedler der Gegend von Mount- Vernon am Ohio, der in Kentucky unter den ludianern aufgewachsen, 1806 aber in die Waldungen am unteren Wabascb gezogen war, wo sich damals noch keine weisse Ausiedler befanden, hatte die lndianer in der Gegend von Harmony noch wohl gekaunt und sie oft in ihren Hiitten besucht. Er war der einzige Maun, der mir einige Nachrichten von ihnen geben konnte. Er nannte sie Muskoghe-Indiauer, jedoch scheint diese Beuennung unrichtig zu seyn. Sie lebten noch bis 1810 in dieser Gegend, aber in d~m Jahre, welches dem Gefechte von Tippekanoe vorherging, 1809, zogen sie siimmtlicb fort, und kehrten nicht wieder zuriick. Ihre Anzahl war nicht gross, und sie hielten sich besonders unweit der Miindung des Wabasch und am BigCreek auf. Von Korperbildung waren sie ansehnlich und stark, mit Breechcloth ( einer Art Schiirze) und Bogen und Pfeil en versehen. In ihrer Truppe befanden sich etwa 30 bis 40 schlechte Gewehre, gute Bogenschiitzen waren sie sammtlicb. Ihre Hiitten an der Miindung des W abasch waren aus dicken Rohrbiindeln zusammengesetzt, und inwendig mit Hirschfellen bekleidet. Sie rauchten Sumachblatter aus holzernen Pfeifeu ~'), deren Rohr aus Cane (Miegia) gemacht war. Viele von *) Aus solchen hOlzernen Pfelfen raucben auch jetzt noch die siidllchen Stiimme der nord-amerlcanlschen Indianer. Ich babe dergleichen von den Tscherockls ge~ehen, welche die Gesta:t cines Biiren l1atten. |