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Show i2 auf dem Flusse eine schwimmende Schlange, welche ruhig sich hinabtreiben liess, aber sogleich untertauchte, als man sich ihr naherte. Man nennt diese Schlange bier Wlltter-Snake (Wasserschlange) und wir erbielten eine solche am nachsten Tage, da sie bier nicht selten ist. Wir batten nun das Gebirge erreicht, das sich zu heiden Seiten kiihn und steil erhob und 1nit jedem Schritte mehr verengte. Bier lag unmittelbar vor der Schlucht oder dem Gap ein Gasthof, hinter welchem sich auf kaum ein Paar hundert Schritte die steile Bergwand von Grauwacke mit Thonschiefer, bier der herrschenden Gebirgsart, erhob. Diese hohe Wand ist oben mit Nadelholz gekront, an ihrer unteren Region mit Laubholz bedeckt, jedoch gemischt, und ihre Mitte ist nackt und schrotf. Am Fosse der Berge waren einige Felder und hiibsche Wiesen ausgebreitet, auf welchen das ansehnliche Rindvieh grasete. Von dieser Stelle an tritt die Bergwand immer naher an den Floss, dessen Ufer rauh und wild, mit vielen abgeknickten, weiss abgeschauerten , zerbrochenen und wild verwirrt durcheinander geworfenen Baumen besetzt ist, deren auch manche noch im Wasser liegen. Dies ist die Folge der hohen Fluthen und Eisgange im Friihjahre, von welchen die im Friihlinge 1832 so grosse V erwiistungen angerichtet haben soli, wie man sich deren nicht erinnem konnte. Da wo das Flussufer flache Stellen und sandige Banke hat, ersetzen bier Dickungen jw1ger Platanen biiufig, was in Europa an unsern Fliissen die Weidengebiische sind. Der Platanus von den biesigen Deutschen Wasser-Ahorn, oder Wasser-Buche, von den Anglo-Americanern Buttonwood oder Sycamore genannt, liebt ganz besonders den Standort am Wasser; oder in niedrigen feuchten Gegenden,. wo er seinen colossalen W achsthum im hochsten Grade erreicht. Hier waren diese juugen Platanen am Ufer beinahe ganzlich ihrer Rinde beraubt. Der Gasthof Delaware-Gap liegt, wie man annimmt, 600 Fuss hoher als Philadelphia~ und die Bohe der steilen Felswand hinter dem Hause wird auf 6 his 100 Fuss iiber demselben erhaben geschatzt. Wir batten bier ubernachten konnen,. allein d~ es noch friihe genug war, so 74ogen w.il' vo.r, noch durch das Gap bin"' 73 durch zu gehen. Der Weg fiihrte jetzt unmittelbar am Ufer des Flosses und dann schief an der steilen, bewaldeten, westlichen Bergwand hiuauf. Bier war eine wilde, herrliche Gegeudl Dicht gedrangt steigt der Wald mit mancherlei Uuterholz auf, wo eine Menge interessanter Pflanzen unsere Aufmerksamkeit fesselte. Malerische Felsen, uber welche Wasser herabsintert, mit mancherlei buuten Moosen, Flechten und schonen Farren bedeckt, stehen zwischen den Stammen, bilden schattige Winkel, malerische Hohlungen, Sitze, wahrend aile die hiesigeu Waldbaume mit Nadelholz, besonders der Hemmlockstanne und der Weihmuthskiefer gemischt, eine imposante Wildniss bilden. An dem nun allmahlig ansteigenden W ege wuchsen u. a. Diervilla canadensis,. Rubus odoratus, Ietzterer mit seinen schon roth en grossen Blumen und beinahe reifen Friichten, welche in Deutschland nicht zu Staude kommen , ferner Hamamelis virginiana, Acer penusylvanicum, Betula leota u. a. Dirken, mehre Arten von Eichen~), Rhododendron maximum, Kalmia Iatifolia, By-' "!)ogea arborescens, Comptouia asplenifolia, Ceanothus americanus, mehre Aster u. a. der acuminatus, ferner Gerardia quercifolia, Impatiens flava, eiuige Arten von Convallaria und Oxalis, einige scbone Pflanzen aus der Syngenesie als Eupatorium purpureum, Solidago ciliaris u. s. w., kurz ein interessantes P.flanzengedrange, in welchem wir mehrmals Schlangen erblickten (Coluber slrt£tlis), von einer bier sehr hauflg vorkommenden Art, welche durch das Moos und die Felsen dahin eilten. Das Thai des Gaps lasst dem Flusse gerade so viel Raum, um sich zwischen den steilen felsigen Bergwanden hindurch zu driingen, und dreht man sich in dieser interessanten Schlucht riickwarts urn, so blickt man gegen einen hohen w· aJdkopf, die sogenannte Indian-Ladder. Mehre Inseln liegen bier im Flnsse, die aber durch die Fluthen theilweise ihrer Bewaldung beraubt sind, docl1 stehen einige ,·on ibnen noch ziemlich mit hohem Walde bedeckt. Etwa 1 / 4. Stunde weit von der eogsten Stelle des Gaps erreichten wir am engeu W ege ein isolirtes Bans, wo cin *) Man behauptet in dleser Gegend, dass auch die sogennnnte Live-oak l•ler wnchse; man mu.u aber wlsscn, dass dleses Dlcht Quercus sempen:ireua, eondcrn elne andere Species 1st. |