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Show 8 stera marina) bedeckt, welches an diesen Kiisten wachst. Bei grosser Hitze, denn der Thermometer zeigte auf dem Schiffe im Schatten 18° Reaum., liessen wir am 48. Tage unserer Reise den Anker im India-W arf zu Boston fallen. - Die Temperatur in diesem, von ansehnlichen Vorrathsgebauden fiir die Marine umgebenen, langlich viereckigen Bassin, war in dem Augenblicke unserer Ankunft nicht angenehm, wir verliessen daher sobald als moglich das Schiff, und begaben uns nach dem Oommercial-Oaffeehouse, wo wir unsere W ohnung nahmen. Boston, eine ansehnliche, ausgedehnte Stadt von iiber 60,000 Einwohnern <t) machte auf mich im ersten Augenblicke den Eindruck einer der alteren Stadte von · England; es zeigten sich jedoch bald auch mancherlei Abweichungen. Die Strassen sind zum Theil lang und weit, zum Theil ziemlich enge, dabei nicht durchaus regelmassig, mit sehr guten Fusswegen von Quadem versehen, die Gebaude aus Back- oder gebauenen Steinen, in einem grossen Theile der alten Stadt hingegen von Holz. Die Dacher sind grosstentheils mit Sc.hindeln gedeckt, die lang hervortretenden Schornsteine ahneln den englischen, scheinen aber doch nicht so hoch zu sein. Dorch die dunkeln Farben erhii.lt die Stadt im allgemeinen einen etwas finstem Anblick. An ansehnlichen Gebauden· und Kirchen fehlt es nicht, woriiber schon manche Beisende geredet haben, und vor den Hausern bemerkt man haufig nach englischer Art, kleine Gartchen oder Parterres an der Strasse, mit hohen schattenreichen Baumen, schonen Gestrauchen und Blumen bepflanzt. Fremde werden sich hier sogleich nach americanischen Gewachsen, besonders den Baumarten umsehen, welche wir so hanfig in Europa cultiviren; statt dessen aber nur europaische Baume bemerken, als lombardische Pappeln, babylonische W eiden, Syringa, Hibiscus, Kastanien, Ulmen und dergleichen, und nur mit MU.he konnte ich einige jetzt gerade Blumenknospen tragende Catalpastamme und einige wenige andere einheimische Baume auffinden. Ausser diesen kleinen mit Gewachsen gezierten Basen- *) In der Ziihlung von 1880 batte Boston 61392 Seelen, mU denen vun Charlestown, Cambritlge and Bozburg etwa 801000. 9 platzen vor den Hiiusern findet man zu Boston mehre Baumplatze und Aileen von sehr hohen und schattenreichen Ulmen, die hier gleich dieser Baumart in England, einen ausserst kraftigen hohen Wuchs erreichen. Hierher gehort besonders der Spaziergang, welcher die Benennung der Commons tragt, wo am Abend des 4. Juli ein Feuerwerk abgebraunt wurde. U nter den Strassen von B o s to n halt man fiir die ansehnlichste und Iangste Washin9ton-Street, die beinahe die Lange der ganzen Stadt hat. Man findet hier gleich den ersten europaischen Stadten, eine grosse Anzahl sehr schoner und eleganter Laden, die kostbarsten W aaren-Ausstellungen , und die Produkte Westindiens; Cocosniisse, Orangen, Bananen u. s. w., kommen nirgeuds so frisch und vollstandig vor, als in den nordamericanischen Seestadten. Die meisten Laden waren heute des grossen lndependence-Festes wegen geschlosseu; dagegen wogte die Bevolkerung der Stadt in den Strassen auf und nieder, und diese bunte Menge war fiir Fremde hochst interessant, da es 1licht schwer war, ibre allgemeinen Ziige aufzufassen. Obgleich ein grosser Theil der Americaner viel von dem Gepriige des Englanders an sich tragt, so unterscheiden sie sich doch auch sehr wesentlich von diesen. Das Characteristische der englischen Gesichtsbildung scheint in America in dem fremdartigeu Clima meist verschwunden zu seyn; der Korper der Manner ist mehr schlank und von hoherer Stator; ein allgemeiner Ausdruck der Physiognomie scheint zu fehlen, und das weibliche Geschlecht ist zierlich, hat schone Ziige, dabei aber haufig eine Blasse, die eben nicht auf ein gesundes Clima, oder gesunde zweck.massige Lebensart schliessen lasst ~). Allgemein waren Strohhiite, mit schwarzen oder griinen Bandern eingefasst, an der Tagesorduung. Tuch wurde viel getragen, und die Moden waren ganz die neuesten englischen ·und franzosischen. Man bemerkte unter der jetzt bewegten Volksmasse eine grosse Anzahl von Negern, welche wie bekannt in den nordlichen und ostlichen Staaten frei sind. Nicht weit *) s. Mrs. TroUope domestic manner• of thtJ Americans pag. 106, wo die Verfass.erln in mancher HfDslcht wohl Becht haben mag. |